Z Orthop Ihre Grenzgeb 2005; 143(2): 247-251
DOI: 10.1055/s-2004-832409
Sportorthopädie

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Wie beurteilen Medizinstudenten die Bedeutung der Sportmedizin für die ärztliche Ausbildung?

Teaching Sports Medicine in Medical School. The Students OpinionC. Roll1 , 2 , B. Kinner1 , H. Gruber3 , M. Nerlich1
  • 1Abteilung für Unfallchirurgie, Klinikum der Universität Regensburg
  • 2Institut für Sportwissenschaften, Universität Regensburg
  • 3Lehrstuhl für Pädagogik, Universität Regensburg
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Publication Date:
25 April 2005 (online)

Zusammenfassung

Studienziel: Die sportmedizinische Ausbildung wird an deutschen Universitäten sehr heterogen betrieben. Gewandelte Sinnmuster des Sports - Erlebnis, Spaß, Gesundheit und Wohlbefinden statt reiner Leistungsorientierung - machen einen Neuentwurf des sportmedizinischen Curriculums während des Studiums hin zu einer praxisorientierteren Ausbildung notwendig. Als erster Schritt sollten in einer Fragebogenaktion Einstellung und Motivation der Studenten evaluiert werden. Methode: Die Erhebung erfolgte mittels selbst entworfener Fragebögen. Hierbei waren Mehrfachantworten sowie freie Kommentare möglich. Ergebnisse: Die Stichprobe umfasste 150 Teilnehmer, davon nahmen 90 an der Sportmedizinausbildung teil. Als Hauptmotivation gaben die meisten die Erlangung der „Zusatzbezeichnung”, gefolgt von Interesse an. Studenten, die nicht an dem Kurs teilnahmen, führten vor allem Zeitmangel gefolgt von Desinteresse und fehlender Praxisrelevanz an. 80 % der Studenten, die sich für Sportmedizin interessieren, gaben an, selber aktiv Sport zu treiben. 66 % der männlichen, aber nur 38 % der weiblichen Studenten schätzen sich selbst als sportlich ein. 66 % der Studenten geben an bereits mit Sportverletzungen konfrontiert worden zu sein. 90 % der Befragten halten eine sportpraktisch ausgerichtete Ausbildung für absolut sinnvoll. Schlussfolgerung: Die Evaluation der studentischen Motivation, der Vorkenntnisse sowie eine Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Lehrpraxis der Sportmedizin in Deutschland unterstreichen die Notwendigkeit einer Revision des Curriculums Sportmedizin hin zu einer mehr praxisorientierten Ausbildung.

Abstract

Aim: Education in sports medicine is offered heterogeneously in German medical schools. The self-image of sports has changed from a traditional, competition-oriented way to adventure, entertainment, wellness and health. Therefore, changes of our curricula to a practical-oriented way of teaching are required. In a first step the motivations and expectations of the students have to be evaluated. Methods: 90 students enrolled in a sports medicine class were evaluated using a questionnaire and compared to 60 students not participating in the sports medicine class. Results: The main motivation for the students to sign in was the future possibility to subspecialize in sports medicine, followed by interest in the subject. The main reasons not to participate were the time factor followed by lack of interest. 80 % of the students were regularly practising sports. 66 % commented on having been involved in sports trauma. 90 % of the students believe that practical-oriented education is absolutely necessary. Conclusion: Evaluation of the students motivation, knowledge as well as a discussion of the current practice to teach sports medicine at medical school confirm the need for modification of our curricula to a more practical-oriented education.

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Dr. med. C. Roll, M.A. 

Abteilung für Unfallchirurgie · Klinikum der Universität Regensburg

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